Das Netzteil streikt immer noch:

Dann kommt man nicht umhin, unter Spannung zu testen.

Die obige Warnung sei verschärft wiederholt. Ein Trenntrafo ist Pflicht, da sonst an jedem Punkt der Schal­tung Netz­spannung anliegt und zwar unabhängig von der Drehung des Netzsteckers! Mit einem Trenntrafo geht des­sen Schutz aber durch den Anschluss eines geerdeten Messgerätes verloren!

Der Anschluss eines Oszilloskops ohne Trenntrafo führt dazu, dass dessen geht geerdeter Masseanschluss ei­nen Kurzschluss verursacht. Das ist für den OM und das Oszilloskop lebensgefährlich! Der Trenntrafo verhindert nur den Kurzschluss, die Masse des Scope verbindet aber die Schaltung wieder mit dem Schutzleiter. Das ist dann genauso wie ohne Trenntrafo. Das verhindern kann man nur durch einen weiteren Trenntransformator für jedes (!) weitere Messgerät mit einem Netzanschluss über einen Schukostecker. [5] Einen Schutzleiter zu unterbrechen ist lebensgefährlich und unzulässig.

Die meisten Netzteile sind heute Weitbereichsnetzteile d.h. sie funktionieren etwa im Bereich zwischen 90 und 260 V. Wenn man einen Stell-Trenntrafo verwendet, sollte man die Eingangsspannung auf knapp 100 V be­schränken. Dann liegen am Ladekondensator immer noch etwa 130 V, das klingt aber besser als 330 V.

Am Ladekondensator wird zuerst gemessen, ist das Netzteil ganz ohne Funktion, folgt der Drainanschluss (meist die Kühlfahne des Schalttransistors). Ein Oszilloskop sollte nur dort verwendet werden, wenn es man einen Teiler­tastkopf mit einer Spannungsfestigkeit von 800 V verwendet.

Schaltbilder der Netzteile sind fast nie verfügbar. Bei einfacher China-Ware haben die Bauteile oft Fantasiebe­zeich­nungen. Dennoch lohnt sich beim Steuer IC mal die Suche nach einem Datenblatt. Damit lässt sich der An­schluss für die Versorgungsspannung finden. [6] Dort sollte man etwas zwischen 12 und 30 V vorfinden. Die ICs liefern fast alle eine  Referenzspannung, die die Peripherie versorgt. Mehr erfährt man im Datenblatt. Dann kann man versuchen, festzustellen, ob wenigstens kurz nach dem Einschalten Pulse auf dem Gate-Anschluss des Schalttransistors zu finden sind. Danach können Schutzschaltungen das IC wieder blockieren. Wenn die Taktim­pulse nach einigen Impulsen wieder ausbleiben, sollte man auch die Versorgung des  IC über Hilfswicklung und Diode prüfen [7]. Notfalls kann man ohne Netzspannung (!) auch einmal eine externe Versorgungsspannung an das IC anlegen. Dazu muss man aber ein Datenblatt haben, um die Höhe der Spannung zu kennen. Wenn das Steuer-IC-Taktimpulse liefert, sollte der MOSFET schalten, falls der nicht schon im Siliziumhimmel ist.

Es gibt auch einige Widerstände, die stark belastet sind. Da ist der Sourcewiderstand des MOSFET, der ab­brennt, wenn der MOSFET zu viel Strom zieht. Sein Wert liegt meistens deutlich unter 1Ohm. Weiterer Kandidat ist der Vorwiderstand, der beim Start den Strom für das Steuer-IC liefert (In Abb. 7 R2) Oft ist der als Reihen­schaltung von mehreren Widerständen realisiert, um den Spannungsabfall am einzelnen Widerstand zu ver­ringern.

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass andere Kleinbauteile aus der Regelung Fehlerursache sind. Sie sind elektrisch nur gering belastet, thermischen Stress bekommen sie nur von anderen Bauteilen. Ein defektes Steuer-IC habe ich nur selten gefunden, eher in der Beschaltung darum. Für kleine Leistungen gibt es Chips im TO220-Gehäuse, die das Steuer-IC bereits beinhalten und nur ganz wenig externe Bauelemente benötigen. Da kann nur aus­tauschen, wenn man denn Ersatz bekommt.

Zusammengefasst: Wenn man versteht, wie eine solche Schaltung arbeitet und weiß, was statistisch gesehen oft ablebt, kann man Fehler in Schaltnetzteilen finden. Und das sogar oft, ohne unter Spannung arbeiten zu müs­sen. Damit kann man manches Gerät noch eine ganze Zeit lang vor dem Wertstoffhof retten.

[1] https://www.youtube.com/watch?v=R4p9ChtH-Gc

[2] Bosse, Grundlagen der Elektrotechnik, Mannheim 1976

[3] https://www.elektrofachkraft.de/sicheres-arbeiten/10-grundsaetze-arbeiten-unter-spannung-aus

[4] CQ-DL 2/2023, S. 20

[5] https://www.youtube.com/watch?v=Q8QSarnGstw

[6] https://www.alldatasheetde.com/datasheet-pdf/pdf/29375/TI/UC3842.html

[7] https://www.youtube.com/watch?v=VLj9rVH9oCE bei 4:30

 

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